Anfang der 20er Jahre des 20. Jahrhunderts begann Bernhard Heese mit der Veröffentlichung der umfangreichen Serie der Dessauer Chronik. Über seine Beweggründe und seinen Mentor Ludwig Würdig schreibt er im Vorwort: 

....Der Name Würdig wird für alle Zeiten in der Geschichte der Stadt Dessau einen Ehrenplatz haben. Gewiß ist schon vor seiner Zeit viel über Dessau und das, was sich in früheren Jahrhunderten in der Stadt zugetragen hat, geschrieben worden, aber das stand alles verzettelt und verteilt in Einzelbüchern, Heften, alten Kalendern und Zeitungen. Er war der erste, der den Versuch machte, all den reichen Stoff, der in Druck- und Handschriften, zum Teil auch noch in der mündlichen Überlieferung vorhanden war, in einem Werk zusammenzufassen. Wenn dies nicht einheitlich wurde und ihm Schwächen anhafteten, liegt dies in der Natur der Sache und tut Würdigs Verdiensten keinen Abbruch. Auch mein Werk, von dem hier das erste Heft hinausgeht, kann keinen Anspruch auf absolute Vollständigkeit machen; die wird überhuapt nie erreicht werden können, weil sich immer neue Quellen erschließen und die Zeit beständig im Fließen ist. ....

Meine Aufgabe ist, was Würdig hinterlassen hat, zu sichten und zu ordnen, denn daran fehlt es beim ihm sehr, dann die Lücken zu schließen und über die neue Zeit nach 1875 zu schreiben. Das alles ging nicht ohne gründliche Umarbeitung. Wer das alte Würdig`sche Werk hat, wird es wohl in der neuen Chronik nicht gleich wiedererkennen. Aber Würdigs Arbeit und sein Geist leben darin weiter. Darum muß auch sein Name damit verbuinden bleiben. Noch einige Worte über das Verhältnis zwischen der "Dessauer Chronik" und der "Geschichte der Stadt Dessau" von Hermann Wäschke. Die beiden Bücher stehen nicht gegen-, sondern nebeneinander. Sie haben ganz verschiedene Ziele. Der Geschichtsschreiber ersteigt eine Warte, sieht über die Stadtmauern hinaus und auf die Stadt hinab. Sein Gesichtsfeld reicht weit; über das Kleine, Alltägliche muß er hinweg sehen. Der Chronist geht durch die Straßen und Gassen, guckt in die Häuser und schreibt, was er da sieht. Und die große Zahl der Leser wird ihm ebenso gern, vielleicht noch lieber folgen als jenem.

Ich werde mich bemühen, ein guter Führer zu sein.

Zu den Heften: